Geschichte Bürgstadts
Bürgstadt wurde erstmals 1182 urkundlich erwähnt, aber sicherlich ist der Ort wesentlich älter und erlebte schon im frühen Mittelalter eine Blütezeit von überregionaler Bedeutung.
Spätestens 950 entstand die sehenswerte Martinskapelle.
Mittelalter
Bürgstadt erlebte zwei glanzvolle Epochen: Im frühen Mittelalter durch den Abbau von Buntsandstein und zu Beginn der Neuzeit durch den Weinbau. Um 1000 wurden von hier aus Steinsarkophage in die Städte am Main, am Rhein und bis nach Dänemark transportiert. Auf dem Bürgstadter Berg hergestellte Säulen fanden Verwendung im Mainzer Dom, der zum großen Teil aus dem Buntsandstein vom Main gebaut wurde.
1347 wurde die Pfarrkirche St. Margareta erstmals urkundlich erwähnt und durch Anbauten bis ins 18. Jahrhundert stetig erweitert. Im Bogen des Westportals sieht man das Relief derMargareta, die auf einem Drachen steht. Das Hauptportal zeigt im Tympanon den auferstandenen Christus. Berühmt ist die Orgel des Baumeisters Johann Conrad Wehr, die 1749 eingebaut wurde.
Ein Centgraf wurde erstmals um 1340 erwähnt. Der Centgraf war ein vom Landesherrn – dem Mainzer Erzbischof – eingesetzter Beamter, der an der Spitze der Cent Bürgstadt (Gerichtsbezirk) stand und auch die Landesverteidigung organisierte. Bürgstadt blieb bis ins 18. Jahrhundert Centgrafensitz, verlor jedoch schon im späten Mittelalter viel von seiner ursprünglichen Bedeutung an das benachbarte aber strategisch günstiger gelegene Miltenberg, welches durch eine Burg geschützt wurde.
Renaissance
Zwischen 1590 und 1592 entstand als bedeutender Neubau das Rathaus. In einer Bauinschrift wird betont, dass das Gebäude „mit gemeinen Kosten“ gebaut worden war. Die Einwohner hatten ihr Rathaus also selbst finanziert und es zählt noch heute zu den besonderen Sehenswürdigkeiten von Bürgstadt.
1540 wurde erstmals der Bürgstadter Rotwein erwähnt, der bis heute nichts von seiner herausragenden Bedeutung eingebüßt hat.
Dank guter Weinernten Ende des 16. und zu Beginn des 17. Jahrhunderts wuchs der Wohlstand und Bürgstadt konnte die Martinskapelle renovieren. Der Innenraum wurde vollständig mit 40 Medaillon-Darstellungen aus der Heilsgeschichte ausgemalt. Diese sogenannte „Armenbibel“ zeigt Szenen aus dem Alten und dem Neuen Testament, die auf diese Weise auch den Leseunkundigen vermittelt werden konnten. Zusammen mit älteren Fresken im Altarbereich sind sie Meisterwerke der Renaissance im späten 16. Jahrhundert.
Hexenverfolgung
Ein dunkles Kapitel in der Geschichte des Ortes sind die Hexenverfolgungen (1616-1618 und 1627-1630), bei denen über 90 Männer und Frauen der Hexerei beschuldigt, gefoltert und hingerichtet wurden. Der Bürgstadter Centgraf Leonhard Gackstadt (1626 – 1655) war einer der Richter in diesen Hexenprozessen. Andererseits finanzierte er zahlreiche fromme Stiftungen. Manche glaubten, dass er dadurch sein Gewissen beruhigen wollte. 1628 stiftete er für die Martinskapelle einen neuen Hochaltar und im Frühjahr 1629 begann er mit dem Bau der Centgrafenkapelle (s. Nr. 14) am Bürgstadter Berg.
Tabakanbau
Der Tabakanbau in Bürgstadt hat eine lange Geschichte. 1851 wurde durch den damaligen Sternwirt Michael Anton Schäfer erstmals Tabak in Bürgstadt angebaut. Die Anbaufläche des Bürgstadter Tabaks war 1938 mit 23 ha am höchsten, sank jedoch während des 2. Weltkriegs und hatte erst in den 1950er Jahren fast wieder die Größe wie vor dem Krieg. Ab 1955 wurde der Tabakanbau aber immer geringer. Da sich die wirtschaftlichen Verhältnisse bei der Bevölkerung in dieser Zeit stark verbesserten, konnte man auf die oft unsicheren Einnahmen aus dem Tabakbau immer mehr verzichten. Letzter Tabakpflanzer war bis 1988 die Familie Albert Meisenzahl in der Freudenberger Straße.
Genussort Bürgstadt
Heute ist Bürgstadt mit der wichtigste Weinort Frankens, wann immer es um Rotwein geht. Vielfalt und höchste Qualität des fränkischen Rotweinanbaus, finden sich speziell im „Börscheder“, wie der Bürgstadter Wein in Churfranken respektvoll heißt.
Bürgstadt ist allerdings noch mehr: Die lebhafte Winzergemeinde ist offizieller Bayerischer Genussort, wovon es in ganz Bayern nur 100 gibt.