Geschichte Kleinheubachs
Kleinheubach wurde erstmals 877 erwähnt, als König Ludwig III. in „Heydebah“ (Kleinheubach) eine Urkunde unterzeichnete. Aber schon in der Jungsteinzeit war die Gemarkung besiedelt, wie zahlreiche Grabfunde belegen.
Römerkastell und Wallhausen
Geschichtlich bewiesen ist das Kastell Altstadt am Parkausgang, in Richtung Miltenberg, welches ein Kastell für eine Kohorte römischer Soldaten und die Eckbastion des Limes am Übergang vom nassen zum trockenen Limes war. Nach dem Alemannensturm etwa um 260 n. Chr. eroberten die Franken vom Rhein aus das Maintal. Auf den Ruinen des ehemaligen Römerkastells Altstadt entstand die Stadt Wallhausen, die im Kampf um die Vormachtstellung zwischen dem Erzbischof von Mainz, den Pfalzgrafen bei Rhein und den Grafen von Rieneck um 1247 unterging. Die Einwohner zogen größtenteils nach Miltenberg in den Schutz von Stadtmauern und Burg. Kleinheubach als Nachbarsiedlung Wallhausens lag beherrschend im Maintal an der alten Geleitstraße Nürnberg-Frankfurt und an der wichtigen Mainfurt, die den Übergang über den Main zum Eselsweg sicherte. Kleinheubach war Königsgut und wurde von den Pfalzgrafen bei Rhein verwaltet, die es den Grafen von Rieneck zum Lehen gaben. Weiterhin war es Sitz eines Hoch-, Herrschafts- und Rüggerichtes; ebenso war es Hauptort der unteren Cent. Nach dem Untergang Wallhausens 1247 gingen die Rechte der Mutterkirche von Wallhausen nach Kleinheubach über, und mit diesen Rechten begann der wirtschaftliche und politische Aufstieg Kleinheubachs.
Herrschaft der Grafen von Erbach
Im Jahre 1455 wurde die alte Hauskapelle der Rienecker durch einen Kirchenneubau ersetzt; aufgrund des stetigen Wachstums der Bevölkerung wurde unter den Grafen von Erbach, die durch Erbfolge Lehensherren wurden, ein weiterer Umbau und Anbau der Kirche in den Jahren 1706 bis 1710 nötig. Die besten Jahre des Mittelalters erlebte Kleinheubach unter der Herrschaft der Grafen von Erbach, die hier ihren Wohnsitz, die Georgenburg, errichteten, bis der 30jährige Krieg Not und Tod brachte, Pest und Hexenwahn die Bevölkerung dezimierten, und der Ort sogar zeitweise leer stand. Das schlimmste Ereignis in dieser Kriegszeit war der Brand vom 24. April 1627, als das Rathaus und 40 Wohnhäuser von plündernden Soldaten abgebrannt und Kleinheubach fast zur Wüste wurde.
Reformation und Bau der Evang.-Luth. Kirche St. Martin
Im Jahre 1556 wurde in Kleinheubach die Reformation eingeführt. Die derzeitige von 1974 bis 1976 renovierte Pfarrkirche St. Martin ist die Pfarrkirche der Evang.-Luth. Kirchengemeinde.
Bau des Barockschlosses
Von den Grafen von Erbach erwarb im Jahre 1721 das Fürstenhaus zu Löwenstein die Herrschaftsrechte über Kleinheubach. Dominikus Marquard, Fürst zu Löwenstein-Wertheim, beauftragte den Baumeister Remy de la Fosse, einen Architekten von Versailles, und Johann Dientzenhofer mit dem Bau eines Schlosses an der Stelle der ehemaligen Georgenburg. Der Bau wurde 1732 beendet und ist seitdem der Sitz der Fürsten zu Löwenstein-Wertheim-Rosenberg. Gegen Ende des Zweiten Weltkrieges wurde das Schloss schwer beschädigt und geplündert.
Nach 1950 war das Schloss Tagungs- und Bildungszentrum der Deutschen Post. Inzwischen wird es als Seminarhotel genutzt und ist für die Öffentlichkeit nicht zugänglich. Seit 2004 gehören das Schloss mit seinen Nebengebäuden und dem weitläufigen Park zur gemeinnützigen Fürst zu Löwenstein Stiftung. Direkt angeschlossen ist das Weingut Fürst Löwenstein mit einer Vinothek.
Bevölkerung
Nach den Befreiungskriegen wurde das Amt Kleinheubach zuerst Baden, dann Hessen und ab 1816 Bayern zugeordnet. Mit der Eingliederung der Heimatvertriebenen nach 1945 wuchs die Bevölkerung auf das Doppelte an und zählt heute über 3.700 Einwohner.